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Old 03-11-08, 02:51 PM   #9
Skybird
Soaring
 
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There is even a worse economical perspective, often attacked and criticised by Joseph Stiglitz, winner of the Nobel Prize for economics. Just today I read him in German news again, where he marks some of the major points again. And he is right.

http://www.welt.de/politik/article17...html?print=yes

Quote:
Vor dem Krieg hat der Futuremarkt errechnet, dass der Ölpreis für wenigstens ein Jahrzehnt bei etwa 23 Dollar pro Barrel verharren würde, den wachsenden Energiebedarf Indiens und Chinas bereits mit eingerechnet. Für die Differenz sind der Krieg und die Volatilität, die er verursacht hat, verantwortlich, zusammen mit dem aufgrund niedriger Zinsen fallenden Dollar und dem riesigen Handelsdefizit. Dieser höhere Preis bedeutet, dass Milliarden, die sonst in den Taschen der Amerikaner verblieben und zu Hause ausgegeben worden wären, nach Saudi-Arabien und in andere Öl exportierende Länder geflossen sind.
Zweitens: Geld, das für den Irak ausgegeben wird, stimuliert die Wirtschaft zu Hause nicht. Wenn Sie im Irak einen philippinischen Bauarbeiter beschäftigen, bleibt der Multiplikatoreffekt, den es gäbe, würde stattdessen eine Brücke in Missouri gebaut, aus. Drittens: Dieser Krieg wurde, anders als jeder andere Krieg in der amerikanischen Geschichte, komplett durch Defizite finanziert. Defizite sind ein Ärgernis, weil sie am Ende Investitionen verhindern und Schulden anhäufen, die in der Zukunft beglichen werden müssen. Das schadet der Produktivität, weil für öffentliche Investitionen in Forschung, Bildung und Infrastruktur oder für private Investitionen in Maschinen oder Fabriken nur wenig übrig bleibt.
(...)
Bis vor Kurzem haben wir diese drei Faktoren nicht in voller Härte zu spüren bekommen, weil die Notenbank reagiert hat, als müsste sie die Wirtschaft am Laufen halten, ganz gleich, wie viel Geld Präsident Bush für den Irak ausgäbe. Sie hat die Wirtschaft mit Geld überschwemmt und weggeschaut, als das Geld über faule Immobilienkredite zum Fenster rausgeworfen wurde. Die Regeln waren lax. Der Hahn war weit aufgedreht. Gleichzeitig ist die Sparrate auf null gesunken, weshalb vom Wiederaufbau des Irak bis zur Eigenheimrenovierung alles auf Pump geschah. Alle Probleme wurden durch Pump verkleistert. Die Blase ist schließlich geplatzt, als das Verhältnis von Häuserpreisen und Einkommen nicht länger aufrechtzuerhalten war. Jetzt, da wir über die Blase hinaussehen können, wird die vom Irak-Krieg verursachte wirtschaftliche Schwäche voll zutage treten. Und wir werden teuer dafür bezahlen – mit Zinsen.
(...)
Eine der bizarren Erscheinungen der Globalisierung ist, dass die Chinesen, die in der UN gegen den Irak-Krieg waren, diesen Krieg am Ende zu einem Gutteil finanziert haben, indem sie mit den enormen Dollar-Reserven aus ihrem Handelsüberschuss mit Amerika US-Schatzanweisungen gekauft haben. Also borgt eine Verbraucherdemokratie ohne Rücklagen bei einem markt-leninistischen Staat, um den Terror zu bekämpfen.
(...)
Und die Ironien hören da noch nicht auf. Dies ist der erste amerikanische Krieg seit dem Unabhängigkeitskrieg, der von außen finanziert wurde. Am Beginn jedes anderen Kriegs stand eine echte öffentliche Debatte darüber, welche Kosten man künftigen Generationen aufladen könne und für welche man heute aufkommen müsse – in Form von Steuern. Dies ist der erste Krieg, mit dessen Beginn wir die Steuern gesenkt haben. Und der Irak-Krieg wurde nicht nur vom Ausland finanziert, er ist auch der am weitestgehend privatisierte Krieg der amerikanischen Geschichte. Die Folgen sind ungeheuerlich.
(...)
Ein Sicherheitsmann – und ich rede hier nicht über hoch spezialisierte Techniker – verdient über 1000 Dollar am Tag, oft mehr als 400.000 Dollar im Jahr. Jemand in der US Army bekommt für die Erfüllung der gleichen Aufgaben nur einen Bruchteil davon – um die 40.000 Dollar. Wer einen Betrieb kennt, in dem einer zehnmal mehr verdient als ein anderer, der den gleichen Job macht, weiß, dass das ein Rezept für Unzufriedenheit ist. Also hat die US Army die Bonuszahlungen für Freiwillige erhöht. Wir stehen im Wettbewerb mit uns selbst! Und das erhöht die Kosten ringsum. Damit aber ist das Ende der Absurdität noch nicht erreicht. Der amerikanische Steuerzahler zahlt für die Sicherheitsleute Berufsunfähigkeits- und Todesfallversicherungen, die Policen aber schließen Zahlungen im Fall von „Feindseligkeiten“ aus. Wofür aber zahlen wir dann? Der Steuerzahler gibt den Versicherern Geld für gar nichts. Das nenne ich mal ein Geschäft!
(...)
Wenn er (John McCain) von Wirtschaft keine Ahnung hat, hat er von Sicherheit keine Ahnung. Hätten wir unendliche Mittel, könnten wir vielleicht in vollkommener Sicherheit leben. Aber wie jedes andere Land hat auch Amerika beschränkte Mittel. Also muss man sein Geld clever – das heißt wirtschaftlich – ausgeben. Wer die amerikanische Wirtschaft schwächt, dem wird es an Mitteln für die Sicherheit fehlen. Das lässt sich nicht trennen.
Bon appetit!
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