Soaring
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Originally Posted by Schroeder
OK, a simple question. How much trouble is an ethnic or cultural group allowed to cause before I'm allowed to see a problem and point it out?
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Answer: LINK (German text, 2011)
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Das Gutmenschentum hat einen starken Einfluss auf die Themenwahl. Wenn eine Geschichtsdarstellung moralisch-pädagogischen Zwecken dient, sind bestimmte Themen erwünscht, andere noch zulässig, ein ganzes Spektrum ist fast tabu. Höchst erwünscht sind z. B. Themen, die ein einem schlechten Gewissen für deutsche und europäische Missetaten in der Vergangenheit förderlich sind. Der Nationalsozialismus ist deshalb in Deutschland eines der dominierenden Themen (Hitlers x, Hitlers y etc.) der populären Geschichtspräsentation. Aber auch Untaten des Westens allgemein sind sehr beliebt: die Sklaverei, die Auseinandersetzungen mit den Indianern Nordamerikas, der Imperialismus in Afrika, Kriege und Umweltzerstörung. Das „interne“ Sündenregister kommt nicht zu kurz: die Benachteiligung der Frauen, die Inquisition, die Hexenverfolgungen, die Ausbeutung der Arbeiter usw. Aus Schuldgefühlen sollen kompensatorische Handlungen von Spenden für Unicef bis zur Unterstützung von Antidiskriminierungsgesetzen entstehen. Erwünscht sind auch Beispiele für die frühere Überlegenheit anderer Kulturen gegenüber dem Westen, etwa die maurische Kultur in Spanien (ihre Schattenseiten werden ausgespart, die verheerenden Auswirkungen der Einfälle islamischer Piraten in Südfrankreich sind kein Thema), die Pracht des Mogul-Reiches in Indien oder die Errungenschaften des Alten China. Manche anderen Themen sind zwar aus Gutmenschen-Sicht nicht besonders nützlich, aber doch zulässig, etwa die Kultur der Römer oder die Geschichte der Renaissance. Die Auseinandersetzung mit einem ganzen Spektrum an sich interessanter Fragen ist dagegen „nicht hilfreich“ und spielt darum nur eine minimale Rolle.
Systematisch zu kurz kommen vor allem Vergleiche, die ein westliches Überlegenheitsgefühl bestärken könnten. Alles, was die Schuldgefühle mindern (etwa Imperialismus und Sklaverei in anderen Kulturen) oder sogar westliche Überlegenheitsgefühle fördern könnte, fällt in diese Kategorie. Dazu bringe ich unten Beispiele.
Das heikelste Gebiet sind mögliche Zusammenhänge zwischen Natur- und Kulturgeschichte. Ob die Neigung zum Krieg etwas mit angeborener Aggression zu tun hat und die wiederum ein Ergebnis natürlicher Ausleseprozesse ist, ist schon ein höchst fragwürdiges Thema. Absolut tabu („Biologismus“, „Rassismus“) ist dagegen schon die Fragestellung, ob es zwischen verschiedenen Ethnien erbliche Unterschiede gibt, die einen Einfluss auf ihre historische Entwicklung genommen haben könnten. Beschwörend wird immer wieder versichert, dass alle angeborenen Unterschiede rein äußerlich sind, auch wenn man Pygmäen und Chinesen vergleicht.
Die Behandlung der gewählten Themen ist natürlich auch von den pädagogischen Absichten der Autoren geprägt. Tendenziell tritt alles in den Hintergrund, was die häufig dargestellten westlichen Übeltaten relativieren könnte, etwa die Gewalttaten der Indianer gegen europäische Siedler (siehe Beispiel 1), oder die Vorzüge anderer Kulturen in Frage stellen könnte, etwa das Massaker von Granada an 4000 Juden im Jahr 1066 unter der ach so toleranten maurischen Herrschaft auf der iberischen Halbinsel.
In dieselbe Richtung wie das Gutmenschentum wirkt ein verbreiteter Mangel an vergleichenden Studien in der Geschichtswissenschaft. Ein Historiker spezialisiert sich in der Regel auf eine bestimmte Weltregion und einen bestimmten Zeitabschnitt, etwa Frankreich in der Frühen Neuzeit, und widmet diesem Gebiet sein gesamtes wissenschaftliches Leben. Nur wenige Forscher vergleichen die Entwicklungen an weit auseinander liegenden Orten zu ganz unterschiedlichen Zeiten, um herauszufinden, was überhaupt die Besonderheiten der einzelnen Kulturen und Epochen ausmacht und wie diese zu erklären sind. Dieser Mangel zeigt sich auch in populärwissenschaftlichen Darstellungen. In vielen Fällen ist schwer zu unterscheiden, ob die verengte Sicht moralisch-pädagogischen Absichten oder Unkenntnis geschuldet ist. Wie auch immer, Gutmenschentum und eine übermäßige wissenschaftliche Spezialisierung spielen sich gegenseitig in die Hände.
Fazit
Moralische Zwecke tun dem historischen Verständnis nicht weniger Abbruch als z. B. nationalistische Ziele. Die gut gemeinte Geschichtsvermittlung hat viel dazu beigetragen, dass gerade Bildungsbürger im Westen die Besonderheiten ihrer eigenen Kultur verkennen und nicht dazu in der Lage sind, die Errungenschaften vieler Jahrhunderte auch gegenüber Menschen nichtwestlicher Kulturen in der Welt überzeugend zu vertreten.
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Note that in Germany history courses get systematically reduced and even completely deleted from school curricula. Educating the people to be uneducated and unable to think in historical comparison and contexts will be the necessary - and in my conviction wanted - result. The elites breed the people they want to have. Kaderschulung, this was called in both the GDR, and the Third Reich.
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Last edited by Skybird; 02-03-16 at 06:58 PM.
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